„DER KRIEG SCHLÄFT UNTERM APFELBAUM“
EIN PROJEKT VON WESSER | MECKERT (DIANA WESSER & JULIANE MECKERT)
„Der Krieg, er ist nicht tot, er schläft nur. Er liegt dort unterm Apfelbaum und schläft nur, schläft nur“ Rio Reiser
EINE MEHRTEILIGE VERSUCHSANORDNUNG, DIE SICH IM ÖFFENTLICHEN UND IMMERSIVEN RAUM THEATRAL, PARTIZIPATIV UND PERFORMATIV MIT DER NS-ZEIT UND DEN FOLGEN DES ZWEITEN WELTKRIEGS IM WIEDERVEREINIGTEN DEUTSCHLAND BESCHÄFTIGT. EINE PERFORMATIVE SCHWITZHÜTTE UND ERINNERUNGSWERKSTATT. ACHT KÜNSTLER:INNEN BEGABEN SICH GEMEINSAM MIT IHREN DIVERSEN QUALIFIKATIONEN UND BIOGRAPHISCHEN HINTERGRÜNDEN AUF EINE INTENSIVE REISE IN DIE VERGANGENHEIT, UM DIE GEGENWART ZU VERSTEHEN UND GEGEBENFALLS DIE ZUKUNFT ZU TRANSFORMIEREN.
Die Familien aller Beteiligten Künstler*innen sind von Kriegserfahrungen geprägt. Wir, unsere Eltern und Großeltern stammen aus Deutschland, Frankreich, Vietnam, Spanien und Ungarn, kommen aus dem Elsaß, aus Ostpreußen, Sachsen, Schlesien, Siebenbürgen, Jütland, Rhône-Alpes, Französisch-Indochina, Baden-Württemberg, NRW und Thüringen. Unsere Vorfahren waren Täter*innen und Opfer, haben einen kommunistischen, jüdischen oder Nazi- Hintergrund und erlebten Flucht, Vertreibung, Besatzung und Verfolgung, flohen vor der Roten Armee, entkamen dem Holocaust, überlebten die deutsche Besatzung, verbrachten die letzten Kriegstage in der „Festung Breslau“, kämpften in der Wehrmacht, waren bei der SA, der SS der NSDAP, kämpften im Widerstand, kamen in Kriegsgefan- genschaft, wurden verschleppt, flüchteten über das Meer.
Was weiß ich über meine Familie in der NS-Zeit? Was über die Nachkriegszeit? Welche Auswirkungen haben die Erlebnisse einer Generation auf die Biografien der nächsten? Wie leben wir mit unserem psychischen Erbe? Wie wirkt die Vergangenheit ins Jetzt?
Acht Künstler:innen begaben uns auf eine multisdimensinale Reise und suchen mit ihren Qualifikationen, Körpern, Stimmen, Erinnerungen, Worten und Liedern nach den miteinander verbindenden und auch trennenden Familiengeschichten. Wir performten einen Megafon-Chor auf der Berliner „Gedächtnismeile“, erkundeten die Choreografie des traumatisierten Körpers, der Geschichten weiter schreibt, erträumten eine Apotheke für epigenetische Heilung, haben uns performativ Fotografien dieser Zeit angeeignet, mit Denkmälern und historischen Schauplätzen gesungen und getanzt, die Spuren der Vergangenheit in unseren Körper hinterfragt, uns gegenseitig in unsere Familienbiografien eingeführt mit dunklen traurigen und teils unbewussten Winkeln, Interviews mit Verwandten geführt, chorisch und mittels von uns entwickelten Improvisationstechniken an eigenen Texten gearbeitet und eine Ahnen-Map erstellt. Dabei entstanden Texte, Choreografien, Soundcollagen, Kompositionen und Formate der Publikumsinteraktion.
Zum Abschluss der Recherche luden wir zu einem öffentlichen Tryout im LOFFT – DAS THEATER (Leipzig) ein, bei dem wir unsere Ideen mit dem Publikum teilten und die partizipativen Formate erprobten. Die Ergebnisse dieser umfassenden inhaltlichen und künstlerischen Recherche, die Performances im öffentlichen Raum, das Tryout im LOFFT und das Feedback, das wir bekommen haben, bilden die Bausteine für die Idee einer mehrstündigen mobilen Performance-Struktur.
WE STILL ARE IN PROGRESS…
BETEILIGTE KÜNSLER:INNEN:Anna Ortmann, Anne Zacho Søgaard, Camilla Fehér, Diana Wesser, Esther Geyer, Juliane Meckert Hermann Heisig, Morgane Neplaz
PRODUKTION Frauke Niemann
MITARBEIT Anika Fey.
Video: Thilo Neubacher
Fotos: Thilo Neubacher, Diana Wesser, Anna Ortmann, Camilla Fehér
Eine Produktion von WESSER | MECKERT (Juliane Meckert und Diana Wesser). Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR und dem Kulturamt Leipzig. Mit freundlicher Unterstützung von Kunstraum FORTUNA (Berlin) und LOFFT – DAS THEATER (Leipzig). Das Tryout findet in Kooperation mit LOFFT – DAS THEATER statt.